Elektropolis Berlin
Die Entwicklung Berlins zur industriellen Metropole ist unmittelbar mit der Entwicklung der Berliner Stromnetze und der öffentlichen Beleuchtung verbunden. Verfolgen Sie die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg Berlins von der ersten elektrischen Laterne zur digital gesteuerten stadtumspannenden Stromversorgung.
- 1866
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Werner von Siemens (Adelung 1888) Die Geschichte der Elektrotechnik ist untrennbar mit der Geschichte Berlins verbunden. 1866 hatte Werner von Siemens das dynamoelektrische Prinzip entdeckt und damit der kontinuierlichen Erzeugung und Anwendung elektrischen Stroms den Weg bereitet.
- 1879
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Gründung "Elektrotechnischer Verein Berlin"(ETV) 20. Dezember 1879
Berliner Wissenschaftler und Unternehmer erkannten frühzeitig die Entwicklungsmöglichkeiten, die aus einer flächendeckenden Stromversorgung über die Beleuchtungstechnik hinaus erwachsen könnten: Einerseits die Optimierung industrieller Produktionsprozesse durch den Einsatz elektrischer Antriebe, andererseits die schnelle Informationsübermittlung mittels elektrischer Signale. Diese Weitsicht führte u.a. zur Gründung des Elektrotechnischen Vereins Berlin am 20. Dezember 1879. Gründungsmitglieder waren der Unternehmer Werner von Siemens und der Generalpostmeister Heinrich von Stephan sowie weitere 34 hochrangige Vertreter der Hochschulen, der Industrie, der Reichspost und des Militärs.
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Brief an Heinrich von Stephan (Adelung 1885) 05. Februar 1879
In Vorbereitung der Gründung des Elektrotechnischen Vereins schreibt Werner von Siemens am 5. Februar 1879 an Heinrich von Stephan: „ ...sehen wir überall ein wildes Rennen auf diesem Gebiet, ein rastloses Streben, der Elektrizität einen wichtigen Platz in den alten Industriezweigen zu erobern und neue auf sie zu begründen. Namentlich seit durch die dynamoelektrischen Maschinen die Möglichkeit gegeben ist, billig starke elektrische Ströme durch Arbeitskraft zu erzeugen, ist das elektrische Zukunftsbild fast unbegrenzt geworden. Ich brauche nur an elektrisches Licht, an Kraftübertragung durch Elektrizität, an die elektrischen Kupferraffinerien im Grossen erinnern, die neuerdings schon Bahn gebrochen haben. Wahrscheinlich wird das ganze Hüttenwesen einer Umgestaltung entgegengehen. Ferner erwähne ich das neue Eisenbahn-Sicherungssystem, welches bald den ganzen Eisenbahndienst umgestalten wird ...“ In seinen Lebenserinnerungen schreibt Werner von Siemens nicht ohne Stolz: „Die Bildung des Berliner Vereins ist als die Geburt der Elektrotechnik als gesondertem Zweig der Technik zu betrachten; der Name Elektrotechnik tritt im Titel des Vereins zum ersten Male auf.“
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Königliche Technische Hochschule zu Berlin März 1879
Die Gründung des Elektrotechnischen Vereins befruchtete die Entwicklung der elektrotechnischen Industrie in Berlin ungemein durch die Zusammenführung aller an der Elektrotechnik Interessierten. Die Mitglieder des Vereins standen einerseits für die wachsende wissenschaftliche Durchdringung der Elektrotechnik und andererseits für die Entwicklung der Anwendungstechnik und der dazu gehörenden Märkte. Bald waren nahezu alle bedeutenden Unternehmen der elektrotechnischen Industrie im Großraum Berlin vertreten. Die vom Elektrotechnischen Verein in Zusammenarbeit mit der im März 1879 gegründeten „Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin“ intensiv geförderte Kooperation von Produzenten, Anwendern und Wissenschaftlern führte, zusammen mit der strukturellen und demographischen Entwicklung der Metropole Berlin zu großen Innovationsschüben, zum Beispiel auf den Gebieten der Funktelegrafie, der elektrischen Bahnen, der Kraftwerkstechnik (Dampfturbinen, Rauchgasreinigung), der Schaltgeräte-Entwicklung und Entwicklungen bei der Energie-Übertragung (Hoch- und Höchstspannungskabel, Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung). Die Katalysatorwirkung des ETV wird auch deutlich, wenn man nur einige seiner bedeutenden Mitglieder benennt: Aus den Unternehmen: Emil Rathenau, Felix Deutsch, Carl Klingenberg, Gebr. Naglo, Sigmund Schuckert, Erwin Moritz Reiniger, Charles Brown, Theodor Steinway, Ferdinand Porsche, Otto Schulze, Robert Bosch, Heinrich Büssing, Nicolaus August Otto, Friedrich von Hefner-Alteneck, Thomas Alva Edison, Oskar von Miller, Michael Dolivo-Dobrovolski, Adolf Slaby, Georg Graf von Arco ... Aus den Hochschulen: Heinrich Barkhausen, Karl Ferdinand Braun, Gustav Robert Kirchhoff, August Kundt, Philipp Lenard, Paul Nipkow, Arthur Wehnelt, Gustav Wiedemann, Wilhelm Weber, Lothar Meyer, Hans Heinrich Landolt, Friedrich Kohlrausch, Adolf Ferdinand Weinhold ... Diese Aufzählung spricht wohl für sich, erhebt aber durchaus keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
- 1882
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Geburtstag der Öffentlichen Beleuchtung - Erste Stromerzeugungsanlage in Berlin 20. September 1882
Nachdem die ersten Versuche mit Bogenlampen am Pariser Platz 1878 keinen Erfolg hatten, nahm der Oberbürgermeister Max von Forckenbeck am 20. September 1882 36 Bogenlampen in Betrieb, die die Leipziger Strasse von der Friedrichstrasse bis zum Potsdamer Platz beleuchteten. Die Betriebserfahrungen waren gut; in einem Bericht der Gemeindeverwaltung im Jahre 1888 heißt es: „ ...bewährte sich die Anlage so, dass aus den mit derselben gemachten Erfahrungen ein Einwand gegen weitere Verwendung elektrischen Lichtes zur Straßenbeleuchtung nicht hergeleitet werden kann.“ Der 20. September 1882 kann also als Geburtstag der Öffentlichen Beleuchtung gelten, die sich dann zum entscheidenden Treiber der Elektrifizierung entwickelte.
Die erste Stromversorgungsanlage in Berlin versorgte die 36 Bogenlampen. Vier Gasmotoren à 12 PS trieben jeweils einen Dynamo an.
- 1884
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Erstes Deutsches Kraftwerk Am Berliner Gendarmenmarkt, in der Centrale Markgrafenstraße ging das erste Deutsche Kraftwerk mit zwölf Generatoren und einer Gesamtleistung von 540 kW für die Öffentliche Straßenbeleuchtung in Betrieb.
Weitere Centralen folgten: 1886 Mauer Straße, 1889 Spandauer Straße, Schiffbauer Damm.
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Gründung "AG Städtische Elektricitäts-Werke zu Berlin" 1884 gründeten Emil Rathenau und Oskar von Miller die „AG Städtische Elektricitäts-Werke zu Berlin“, die als erstes Unternehmen in Europa die öffentliche Stromversorgung aufnahm. Auch hier stand zunächst die Versorgung von Beleuchtungsanlagen im Vordergrund. Da die elektrische Beleuchtung zunächst noch viel teurer war als das Gaslicht, wurde sie überwiegend in repräsentativen Bereichen eingesetzt. Dies wiederum machte sie für den vermögenden Teil der Bevölkerung zu einem erstrebenswerten Luxus.
- 1920
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Schaffung von "Groß Berlin" Am 01. Oktober 1920 wurde Berlin mit 8 Städten, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken zu "Groß-Berlin" vereinigt und in 20 Bezirke eingeteilt. Damit war "Groß-Berlin" mit einer Fläche von 878 km² eine der größten Städte der Welt. Es herrschte ein Wirrwar an Spannungen, Stromarten und Tarifen. Da die verschiedenen Gemeinden mit verschiedenen Gesellschaften langfristige Verträge abgeschlossen hatten, dauerte es fast ein Jahrzehnt bis Berlin von einer Gesellschaft versorgt wurde.
- 1923
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Gründung der Bewag Am 24. November 1923 übernahm die "Berliner Städtische Elektrizitätswerke Aktiengesellschaft" (BEWAG) den Betrieb der Anlagen der "Städtischen Elektrizitätswerke" von der Stadt Berlin. Die Stadt blieb Eigentümer der Anlagen.
- 1931
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Die Bewag wird an BKL verkauft Die hoffnungslose Finanzlage der Stadt Berlin zwingt zum Verkauf der Bewag. Am 19.05.1931 wird die "Berliner Kraft- und Licht-Aktiengesellschaft" (BKL) in das Handelsregister eingetragen. Die Stadt bringt die Aktien der Bewag (15 Mill. RM) in die neu gegründete "BKL" ein.
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Die Kraftwerke der Bewag Kraftwerk Spandau 1914 später Kraftwerk Oberhavel
Großkraftwerk West 1930 1. Ausbaustufe 126 MW, Nach Ausbau der 2. Ausbaustufe 1932 standen 227 MW
zur Verfügung. 6 Turbinen mit je 34 MW und 2 mit 12 MW sowie 8 Kessel.
Kraftwerk Charlottenburg 1910 Das Rathaus Charlottenburg war der erste Fernwärmekunde in Berlin. Das Haus wurde vom Kraftwerk Charlottenburg mit Dampf versorgt. 1929 Inbetriebnahme der 16 Ruths-Speicher zur Sicherung der Netzlast. Die zwei Dampfturbinen à 20 MW können innerhalb von 30 Sekunden die Volllast erreichen.
Kraftwerk Moabit 1903 Inbetriebnahme der letzten großen liegenden Dampfmaschine mit 6000 PS. 1924 12 Kesselanlagen werden für Kohlestaubfeuerung umgebaut.
Kraftwerk Klingenberg 1927 Nach zweijähriger Bauzeit konnte die Stromerzeugung (270 MW) aufgenommen werden.
Kraftwerk Rummelsburg 1907 Im Kraftwerk Rummelsburg kamen ausschließlich Dampfturbinen zum Einsatz. Der Betrieb des Kraftwerkes endete 1966.
Kraftwerk Oberspree 1904 Das Kraftwerk Oberspree lag damals noch vor den Toren Berlins. Es erhielt die erste Dampfturbine mit 5800 kW.
1916 20 MW Höchstleistung liefert ein Curtis Turbinensatz. Das Aluminiumwerk in Rummelsburg war der Hauptabnehmer.
Kraftwerk Steglitz 1911 In unmittelbarer Nachbarschaft zum Energie-Museum Berlin befindet sich das ehemalige Kraftwerk Steglitz. Bereits 1914 mussten die beiden Turbinen wegen erhöhter Leistungsnachfrage durch größere ersetzt werden. Einer dieser Turbosätze war bis 1978 in Betrieb. 1926 wird das Kraftwerk zum Fernheizwerk ausgebaut.
Weißensee Märkisches Elektrizitätswerk (MEW) 1500 kW - 1932
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Verlegung 1. 30-kV-Ölkabel Einen Fortschritt beim weiteren Netzausbau bedeutet die Verlegung des ersten Ölkabels im 30 kV-Netz der BEWAG.
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H. Honnefs Projekt für Windkraftwerke 270 m hohe Windtürme sollen billigen Strom für Deutschland liefern
- 1934
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50 Jahre Stromversorgung für Berlin Die BEWAG hat sich zu einem Großbetrieb mit 6768 Mitarbeiter, 8 Kraftwerken mit 801 MW installierter Leistung und 1,2 Millionen Abnehmern entwickelt, die über ein Kabelnetz von 20 880 km versorgt werden. Das Versorgungsgebiet umfasst 808 km², die nutzbare Stromabnahme 1,1 Millionen kWh pro Jahr. Das Aktienkapital steigt auf 240 Millionen Mark.
Jeder BEWAG-Mitarbeiter mit eigenem Haushalt erhält zur Förderung des elektrischen Kochens unentgeltlich einen Elektroherd, einen Satz Kochtöpfe einschließlich Anschlusskosten. -
BKL und Bewag werden fusioniert Mit Wirkung vom 01. Januar 1934 geht das Vermögen der BEWAG auf die „Berliner Kraft- und Licht-Aktiengesellschaft“ (BKL) über. Nach der Verschmelzung lautet die Firmenbezeichnung „Berliner-Kraft- und Licht (Bewag)-Aktiengesellschaft“.
- 1939
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Luftschutzbeleuchtung Die Straßenbeleuchtung wird kriegsbedingt abgeschaltet und als Ersatz geht die Luftschutzbeleuchtung in Betrieb.
- 1942
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Gleichstrom über Fernkabel Der Versuch einer 100-kV-Gleichstromübertragung für eine Leistung von 10 bis 20 MW zwischen Charlottenburg und Moabit wird ein voller Erfolg.
Zwischen dem Kraftwerk Elbe der EWAG und dem Umspannwerk Marienfelde der BEWAG wird mit dem Bau einer 115 km langen Strecke für die Hochspannungsgleichstrom-übertragung (200 kV) begonnen. Voraussetzung für die Einrichtung derartiger Gleichstromübertragungen sind moderne Quecksiberdampf-Stromrichter. Die Anfang 1945 betriebsbereite Anlage wird demontiert und in die UdSSR verbracht. Dort wird sie zwischen Moskau und Kashira 1950 in Betrieb genommen. - 1943
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Luftangriffe auf Berlin Trotz starker Zerstörungen kann die BEWAG die Stromversorgung aufrechterhalten. Reparaturtrupps arbeiten in pausenlosen Tag- und Nachteinsätzen an den Hoch- und Niederspannungsnetzen. Zahlreiche BEWAG-Mitarbeiter ereilt im Diensteinsatz während der Luftangriffe der Tod
- 1945
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Berlin ohne Strom (27. April 1945) Nach der Besetzung und Stilllegung der Kraftwerke bricht der letzte Teil des BEWAG-Netzes zusammen. Dennoch ist Berlin nur für 24 Stunden völlig stromlos. Im Juni werden alle technischen Anlagen des Kraftwerkes West und zahlreiche moderne Betriebsmittel in den Kraftwerken Charlottenburg, Spandau und Wilmersdorf demontiert und mit Zielrichtung Sowjetunion abtrabsportiert. Die Stromerzeugung wird kontingentiert. Anfangs 2,7 Mio. KWh allmählich auf 4,9 Mio. KWh heraufgesetzt. Statt Stromsperrstunden werden Lichtstunden festgelegt. - etwa 1,5 bis 2,5 Stunden pro Tag. Zum Teil wird nachts gearbeitet.
- 1948
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Blockade der Berliner Westsektoren Durch ein Verbot jeder Kohlelieferung an die Kraftwerke der Westsektoren und von Stromlieferungen durch die sowjetische Militärregierung endet die bisher einheitliche Stromversorgung für ganz Berlin. Die Haushalte werden nur noch 2 Stunden am Tag und 2 Stunden in der Nacht mit Strom beliefert. Das Kraftwerk-West wird mit höchster Dringlichkeit neu aufgebaut. Die Westsektoren werden 13 Monate lang über die Luftbrücke der Westmächte versorgt. Am Rekordtag bringen 896 Flugzeuge 7000 Tonnen Versorgungsgüter nach Berlin.
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Netzleitstellen Es werden Netzleitstellen in Ost- und West-Berlin eingerichtet.
- 1952
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"Strominsel" West-Berlin 04. März 1952
Im zweiten Weltkrieg wurden viele Anlagen der elektrotechnischen Industrie in Berlin zerstört bzw. als Kriegsfolge demontiert. Die Stromversorgung funktionierte, wenn auch mit Einschränkungen, im Krieg und selbst in der Phase der Blockade Berlins. Am 4. März 1952 wurden aus politischen Gründen alle Verbindungen zwischen den Netzen von West-Berlin und dem übergeordneten Verbundnetz unterbrochen – West-Berlin war zur Strominsel geworden. Der Inselbetrieb brachte neue Herausforderungen mit sich. Das wichtigste Ziel war, die Stadt als Industriestandort attraktiv zu halten, d.h. ein Niveau der Versorgungsqualität und der Versorgungszuverlässigkeit zu gewährleisten, das dem der Versorgung in Westeuropa entsprach, jedoch ohne dabei trotz der höheren Kosten übermäßig hohe Strompreise fordern zu müssen.
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"Volkseigene Betriebe" In Folge der Teilung der Stadt verlagerten viele Unternehmen aus politischen Gründen ihren Sitz von West-Berlin in die übrige Bundesrepublik, während die Betriebe in Ost-Berlin unter dem dort herrschenden planwirtschaftlichen Bedingungen als „Volkseigene Betriebe“ weiter betrieben wurden.
- 1967
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Neues Verwaltungszentrum Nach zweijähriger Bauzeit wird im November der Erweiterungsbau der Hauptverwaltung mit Rechenzentrum, Lastverteilung, Störungsdienst, Stromvertrieb Unternehmensleitung und allgemeine Verwaltung fertiggestellt.
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Rechenzentrum für Verwaltung und Technik Das Rechenzentrum der Bewag bestand aus einer UNIVAC 492 mit einem Datenübertragungssystem, einer UNIVAC 1004 als Ein-/Ausgabeeinheit, einem Schnelldrucker, 2 Magnettrommeln und 9 Magnetbandeinheiten. Die gewählte Konfiguration ermöglichte es , alle anfallenden Probleme aus dem technischen Bereich (Wärmekreislaufrechnungen, Maschineneinsatzoptimierung, Netzberechnungen) und kaufmännischen Bereich (Jahresverbrauchsabrechnung, Verwaltung) zu lösen. Durch die Möglichkeit der Real-Time-Verarbeitung im 24-Std. Betrieb konnte der Aufwand für 2 getrennte Rechenzentren für technische und kaufmännische Probleme vermieden werden.
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Maschineneinsatzoptimierung Die besondere Lage Berlins und der dadurch bedingte Betrieb als Inselnetz, d.h. ohne jegliche Stromversorgung von außen, erforderte einen sorgfältigen Einsatz der Erzeugungseinheiten bei Beachtung der Reserveleistung und der Netzsicherheit. Bei diesen gegebenen Einschränkungen war es für die Lastverteilung von besonderer Bedeutung, die Erzeugungseinheiten so einzusetzen, dass ein wirtschaftliches Optimum, d.h. ein Minimum an Kostenaufwand erzielt wurde. Die Kommunikation Lastverteilung - Rechenzentrum erfolgte anfangs über eine Fernschreibleitung (50 Zeichen/s). Die Real-Time-Konzeption bewirkte die Unterbrechung aller laufenden Programme, um das Programm „Maschineneinsatzoptimierung“ zu bearbeiten. Die Kommunikation mittels Fernschreiber wurde zügig durch auf den Markt kommende Endgeräte und schnellere Rechner ersetzt. (Stand 1970)
- 1968
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Erstes 110-kV-UW mit metallgekapselter SF6-isolierter Schaltanlage Bei der Bewag Berlin wurde die erste SF6-isolierte 110-kV-Schaltanlage im Berliner Stadtteil Wittenau in Betrieb genommen.
- 1978
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Erstes 380-kV-Kabelnetz in Berlin Die kontinuierliche Weiterentwicklung der innerstädtischen Verbund- und Verteilungsnetze stellte unter technischen und ökonomischen Aspekten eine große Herausforderung dar. Da die weltweit übliche Versorgung der Stadt aus einem peripheren Höchstspannungs-Freileitungsring aus politischen Gründen nicht möglich war, mussten neue Wege beschritten werden. So entstand 1978 die weltweit erste große 380-kV-Kabelverbindung (Öl-Kabel) zwischen dem Kraftwerk Reuter und dem Umspannwerk Mitte in Verbindung mit der ersten 380-kV SF6-gasisolierten Schaltanlage (SIEMENS).
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Kompakte Umspannwerke Auch im Verteilungsnetz mussten große Herausforderungen gemeistert werden. Ein Beispiel ist die wegen der beengten innerstädtischen Platzverhältnisse in West-Berlin notwendige Einsatz extrem kompakter 110/10-kV-Umspannwerke unter konsequenter Anwendung von SF6-gasisolierten 110-kV-Schaltanlagen; ebenso die Umstellung der Mittelspannungsnetze von 6 kV auf 10 kV und die zügige Einführung von 110-kV-VPE-Kabeln.
- 1982
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100 Jahre elektrische Straßenbeleuchtung 100-jährigen Geburtstag begeht die elektrische Straßenbeleuchtung unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit. 1882 hatte Oberbürgermeister Max von Forckenbeck das helle Licht der ersten Bogenlampe in der Leipziger Straße angeschaltet. In der Frage der zeitgemäßen Straßenleuchten wendet sich die Gunst der Berliner inzwischen immer mehr historischen Formen zu. Besonders beliebt sind die Schinkelleuchten. Alte Gaskandelaber werden elektrisch umgerüstet.
Quelle: 1984 Berliner Kraft- und Licht (Bewag)-Aktiengesellschaft - 100 Jahre Strom für Berlin
Bild: Von Carl Saltzmann - Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inv. Nr. 4.0.251 (museumsstiftung.de), gemeinfrei - 1984
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100 Jahre Strom für Berlin Am 08. Mai 1884 gründeten Emil Rathenau und Oskar von Miller die Aktiengesellschaft „Städtische Elektricität-Werke“, als Vorläuferin der BEWAG, das erste Elektrizitätsversorgungsunternehmen. In vielen zu diesem Anlass erstellten Veröffentlichungen wurde die Bewag als „technische Versuchsanlage“ gewürdigt. Die in Zusammenarbeit mit der Industrie und Hochschulen gewonnenen Erfahrungen waren richtungsweisend für die weitere Entwicklung der öffentlichen Stromversorgung. Mit einer Sondermünze und einer Sonderbriefmarke wurde das Ereignis geehrt.
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Zentrale Netzleitstelle Inbetriebnahme der zentralen Netzleitstelle für das West-Berliner Stromnetz in der Bissingzeile. Von hier erfolgte nun die Überwachung und Steuerung von 60 Umspannwerken.
- 1986
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Batterie-Speicheranlage Steglitz Wegen der notwendigen Bereithaltung von Reserveleistung für Kraftwerksausfälle konnten in der Phase des Inselbetriebs nur vergleichsweise kleine Erzeugereinheiten realisiert werden. Um diese Anlagen wegen der Kostendegression so groß wie irgend möglich auslegen zu können, wurden extreme dynamische Eigenschaften verlangt. Aus diesem Grunde wurden auch mehrere Gasturbinenanlagen errichtet. Die Beherrschung spontaner Kraftwerksausfälle und die Frequenz-Leistungs-Regelung verlangten nach kreativen Lösungen. So entstand z.B. neben der seit 1928 betriebenen Dampfspeicheranlage im HKW Charlottenburg die Batterie-Speicheranlage im Heizkraftwerk Steglitz, deren Gebäude heute das Domizil des Energie-Museums Berlin ist. Auch diese Anlage ist ein Beispiel für die fruchtbare Kooperation von Anwender, Industrie und Wissenschaft.
- 1990
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Deutsche Einheit Mit der deutschen Einheit wurde auch der Inselbetrieb der West-Berliner Stromversorgung beendet.
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- 1992
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110-kV-Verbindung zwischen Ost- und West-Berlin Nach Inbetriebnahme der 110-kV-Verbindung ist West-Berlin keine Strominsel mehr.
- 1994
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Anbindung von West-Berlin an das 380-kV-Verbundnetz Inbetriebnahme der 380-kV-Freileitung vom Umspannwerk Berlin-Teufelsbruch zum Umspannwerk Wolmirstedt.
- 1995
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Anschluss VEAG und Bewag an das deutsche (DVG) und westeuropäische Verbundnetz (UCPTE) - 1999
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Zusammenfassung aller Netzleitstellen für das vereinte Berlin Alle Netzleitstellen für das vereinte Berlin werden am Standort Bissingzeile zusammengefasst.
- 2000
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Inbetriebnahme der 380-kV Diagonale Nach der "elektrischen Wiedervereinigung" wurde u.a. unter Einsatz modernster VPE-Kabeltechnik die größtenteils unterirdisch verlaufende "Berlin-Diagonale" in Betrieb genommen.
- 2001
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Das Energie-Museum Berlin Der "Förderkreis zur Sammlung historischer Anlagenteile und Geräte aus der Technik der Strom- und Wärmeversorgung Berlins e.V." wird von 30 Mitarbeitern und Pensionären der damaligen Bewag AG gegründet. Die Gebäude der ehemaligen Batterieversuchsanlage werden dem Förderkreis zum Aufbau eines Museums zur Verfügung gestellt. Das "Energie-Museum Berlin" versucht, die Entwicklung der Elektropolis Berlin, der Stadt der Elektrotechnik, nachzuzeichnen und einen Eindruck von den bedeutenden Innovationen zu vermitteln, die hier seit der Entdeckung des elektrodynamischen Prinzips, in einem Klima, das immer durch die fruchtbare Kooperation von elektrotechnischer Industrie, Energieversorgern, Energieanwendern und Wissenschaft gekennzeichnet war, entwickelt wurden.
- 2005
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aus Bewag wird "Vattenfall Europe" Aus der Bewag wird nach dem 2001 vollzogenen Verkauf an den Vattenfall-Konzern "Vattenfall Europe". Der Verteilungsnetzbereich heißt damit "Vattenfall Europe Distribution Berlin GmbH".
- 2013
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Stromnetz Berlin Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen erfolgte eine weitere Umfirmierung des Netzbereiches in die "Stromnetz Berlin GmbH". In dieser Gesellschaft sind seit 01.09.2016 alle für das Verteilungsnetz relevanten Bereiche und Aufgaben zusammengefasst: DSO (Distribution System Operator) + Netzservice + Metering
- 2020
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Berlin feiert 100 Jahre Groß-Berlin Am 01. Oktober 1920 wurde Groß-Berlin auf Grund eines Gesetzes des Preußischen Landtags gegründet. Berlin wird damit nach Los Angeles zur flächenmäßig zweitgrößten Stadt der Welt. Einwohnermäßig nach New York und London zur drittgrößten Metropole der Welt. Viel wurde geleistet, um aus einem kommunalen Flickenteppich eine funktionierende Großstadt zu entwickeln. Jedoch sind viele Fragen (Energieversorgung, Wohnen, Verkehr, Beschäftigung) weiterhin brandaktuell.